Rundgang

Rundgang durch den Kirchraum

An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen einen Rundgang durch unsere Friedenskirche. Diese Übersichtsseite zeigt Ihnen die Kurzfassungen der sechs Stationen des Rundgangs. Am Ende jeder Kurzfassung finden Sie den Link zur jeweiligen Langfassung:

(1) Vorhalle mit Grundstein
(2) Farbgebung
(3) Gemälde
(4) Altarraum
(5) Kirchenfenster
(6) Kreuzendes Holztonnengewölbe

Wandeln Sie über den neuen barrierefreien Vorplatz – links des Eingangsportals finden Sie unseren Schaukasten mit aktuellen Informationen – und betreten Sie die Eingangshalle …

VORHALLE MIT GRUNDSTEIN

Historisches Kirchenportal (rot markiert)
Historisches Kirchenportal (rot markiert)

Das Hauptportal der Friedenskirche sah im ursprünglichen Bauzustand anders aus. Die schwere Bombennacht vom 22. Oktober 1943 hatte die Friedenskirche bis auf einen Dachbrand, der von Pfarrer und Küster gelöscht wurde, überstanden. Auch danach kam es bei anderen Angriffen immer wieder zu Bränden, bis schließlich am 1. Januar 1945 mittags eine Sprengbombe das Portal zerstörte und einige Wochen später durch den Luftdruck einer in der Nähe niedergehenden Mine das Tonnengewölbe der Kirche zerrissen und durch hochgeschleudertes Gestein zerschlagen wurde (vgl. Gemeindebrief Nr. 142 Juni/Juli 1978).

Ein neues, nicht mehr doppeltoriges, nun verschlanktes Portal wurde nach Plänen von Dipl. Ing. Moos (Architekturbüro Wittrock) 1949 errichtet. Im Vorraum des neuen Portals sieht man unversehrt den Grundstein vom 27. März 1906 und, aus den Trümmern gerettet, den dornengekrönten Christuskopf. Der Raum ist geprägt von zwei großen Tafeln mit Bibelzitaten aus dem Römerbrief. Das Zitat auf der linken Schrifttafel entstammt den Versen 38-39 aus dem achten Kapitel. Auf der Tafel rechts der Türe zum Kirchraum sind die Verse 8-9 aus dem vierzehnten Kapitel zu lesen. Das Glasfenster über der Eingangstür ist im Stil der 1950er Jahre gehalten.

Weiterlesen: Vorhalle mit Grundstein


FARBGEBUNG

Die Farbgebung des Innenraums der Friedenskirche stammt von Rolf-Gerhard Ernst. Der Restaurator konnte in den Jahren 1998/1999 das Gesamtkonzept bei der Neugestaltung der Friedenskirche umsetzen. Die ehemalige Pracht der Friedenskirche wurde mit zeitgemäßen Ausdrucksformen neu belebt. Angestrebt wird eine Symbiose von Formen, Zeichen und Farben. Farbe ist Botschaft, so lautet der Grundsatz der Restaurierung. Diese schafft mit den Wandfarben und den Gemälden von Dietrich Stalmann den Sakralraum neu.

Die goldene Altarwand wird von einem himmelblauen Bogen überspannt. Die Seitengänge und die östliche Rückwand sind in Terracotta gehalten. Die beiden Seitenwände des Querschiffs und die Orgelempore sind ebenso terracottafarben gestrichen. Der übrige Innenraum, grau gestrichen, ist mit einer tonnenförmigen Holzdecke überspannt, diese ist grau-blau.

Weiterlesen: Farbgebung


GEMÄLDE

Stalmann (1998): Himmlischer Christus
Stalmann (1998): Himmlischer Christus

Der Innenraum der Friedenskirche ist durch großformatige Kunstwerke mit leuchtenden Acrylfarben geprägt. Für Martin Luther stellt das Zeigen von Bildern im Kirchraum keinen Widerspruch zur Lehre dar. Andere Reformatoren (Calvin, Zwingli und Melanchthon) hatten zum Bildersturm aufgerufen und Kunstwerke aus den Kirchen entfernt. An den Bildern in der Friedenskirche lässt sich somit die lutherische Tradition der Gemeinde erkennen. Andere Kasseler Kirchen sind schlichter gehalten.

Die Gemälde stammen von Dietrich Stalmann:
• Das Abendmahl (1998); Acryl-Mischtechnik auf Schwarz-Weiß-Fotographie, 800 x 300 cm: rechts vom Altar
• Himmlischer Christus (1998); Malerei gegen das Vergessen, 310 x 210 cm: links vom Altar
• Zwei Engel in zwei Nischen im hinteren Bereich der Kirche (2001); Acryl-Mischtechnik auf Fotographie, 215 x 109 cm

Die beiden großen Gemälde „Himmlischer Christus“ und „Das Abendmahl“ im Zentrum der Kirche vollenden den Raumeindruck. Stalmann gebraucht bei seinen Bildern Schwarz-Weiß-Fotografien, die er mit Acrylfarben übermalt. Die intensive Farbigkeit der Gemälde zieht das Auge unmittelbar an. Nach einer anfänglichen Erregung durch die Gewalt der Farben verschmilzt der Blick nach längerem Betrachten in dem Lichtmeer; dann strahlen die Bilder Ruhe aus. Gegenständliches kommt zum Vorschein, der Untergrund der Schwarz-Weiß-Fotografie.

Dem Gemälde in Altarnähe liegt die Fotografie eines gotischen Christuskopfes aus der Sebaldus-Kirche (St. Sebald) in Nürnberg zugrunde, dem monumentalen Gemälde an der Seitenwand Leonardo da Vincis weltberühmtes „Letztes Abendmahl“ (1495-1498) im Speisesaal des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand. Die abstrakten Farbspiele wollen das darunter liegende Thema weder illustrieren noch dekorieren, sie schaffen es vielmehr noch einmal neu. Sie verdecken den Gegenstand der Fotografie, ohne das aber wirklich zu tun. Die Farben durchscheinen die Fotografie und erheben die Abbildung in eine neue Dimension der Fiktion. Alte Kunst und moderne abstrakte Malerei durchdringen sich und steigern sich gegenseitig zu einer Hymne, die uns nicht loslässt und uns in eine geheimnisvolle Aura führt.

Weiterlesen: Gemälde


ALTARRAUM

H. Pohl (1969): Altarkreuz
H. Pohl (1969): Altarkreuz

Die aktuelle Gestaltung des Altarraumes stammt aus zwei verschiedenen Zeitabschnitten der Friedenskirche. Altar und Kanzel (aus Külter Muschelkalk), sowie Kreuz und Leuchter entstammen dem Umbau 1968/69. Die goldene Altarwand ziert seit der Umgestaltung 1998/99 den Innenraum der Friedenskirche, genauso wie die wilhelminischen Eisenvasen und Amphoren.

Ab der Umgestaltung 1968/69 erstreckte sich die Altarwand durchgängig in voller Höhe vom Boden bis zum  Ansatz des Gewölbes. Erst 1992 wurde die ursprüngliche Westempore (für die Orgel) wieder geöffnet. Wie der gesammte Innenraum war diese Wand weiß gestrichen. Das Altarkreuz und die sechs Kerzenleuchter hinter dem Altar sowie das Lesepult (1980) wurden vom Bildhauer Hermann Pohl geschaffen.

Das vergoldete Altarkreuz stellt zugleich den gekreuzigten und den auferstandenen Christus in segnender Haltung dar. Auf dem Kreuz sind vier Jesus-Geschichten abgebildet. Von oben im Uhrzeigersinn:
• Endzeitliches Abendmahl: Markus 14,17-25 (oben)
• Auferweckung des Lazarus: Johannes 11 (rechts)
• Heilung eines Blinden: Johannes 9 (unten)
• Salbung durch eine Sünderin im Haus des Pharisäers: Lukas 7,36-50 (links)

Weiterlesen: Altarraum

KIRCHENFENSTER

Heute ist nur noch an der Außenfassade zu sehen, wo sich ursprünglich die Fenster des Obergaden befanden. Mit der Innenraumsanierung 1968/69 wurden die Fenster im Langhaus zugemauert (siehe Baugeschichte). Akustische Gründe hatten es nötig gemacht, unterhalb des Gewölbes zwei sich kreuzende perforierte Holztonnen einzuziehen. Dieses Tonnengewölbe prägt heute den Innenraum. Zugunsten der verschwundenen Fenster im Langhaus wurden die Seitenfenster im Querhaus vergrößert. Das Dach der Altenstube musste abgeflacht werden, damit die Fenster an der Nordseite mehr Licht einlassen. Diese Buntglasfenster geschaffen vom Marburger Künstler Joachim (Jochen) Spies, bei der Sanierung 1968/69 eingebaut, sind heute noch zu sehen.

Zentralfenster
Zentralfenster
Ostfenster
Ostfenster
Südfenster
Südfenster

Das Bild rechts zeigt das Zentralfenster im nördlichen Querhaus. Die Nord-Fenster – unter denen sich das Abendmahlgemälde befindet – sind kleiner als die Süd-Fenster.

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KREUZENDES HOLZTONNENGEWÖLBE

Holztonnengewölbe

Von der ursprünglichen Gewölbe-Architektur der Friedenskirche ist heutzutage kaum etwas zu sehen. Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Kirche zerstört. Die Kriegsschäden betrafen im Großteil das Gewölbe. In der Nachkriegszeit wurden diese Schäden provisorisch ausgebessert.

Durch die Ausbesserungsarbeiten verschlechterte sich die Akustik drastisch. Bei der Innenraumsanierung 1968/69 wurde versucht, diesen Mangel zu beheben. Der Akustiker Dr. Werner Zeller (Institut für Schall- und Wärmeschutz, Essen) und Architekt Werner Hasper entschieden sich für zwei kreuzende perforierte Holztonnen. Die beiden Holztonnen passten damit die unterschiedlichen Raumhöhen an. Der Abstand zwischen Tonnengewölbe und dem ursprünglichen Gewölbe ist sehr unterschiedlich. Wer auf der Ostempore steht, kann dort den Putz des ursprünglichen Gewölbes durch die Öffnungen in der Holztonne sehen. Im Zentralraum liegen aber 5 bis 7 Meter Platz zwischen beiden Gewölben.

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