Seit 1954 gibt die Friedenskirche Gemeindebriefe heraus. Heute blicken wir 60 Jahre zurück und fassen den Jahrgang 1955 zusammen:
Unsere neue Orgel (Nr. 6 Jan./Feb. 1955)
Im Winter 1954 versagte die 1907 errichtete und im Krieg stark gelittene Walckerorgel der Friedenskirche plötzlich ihren Dienst. „Die Reperatur der alten Orgel [hätte] eine so große Geldsumme beansprucht, daß sie in keinem Verhältnis zu dem technischen und künstlerischen Ertrag gestanen hätte.“ Der Neubau wurde von Deutschlands ältester Orgelbaufirma, Euler in Hofgeismar, realisiert.
Hatte die Walcker-Orgel, mit Unterbrechung, 46 Jahre funktioniert, schaffte es die Euler-Orgel auf nur 38 Jahre Dienstzeit, bevor sie von der jetzigen Bosch-Orgel ersetzt wurde. Daher kann nur bedingt zugestimmt werden, wenn im Gemeindebrief über die Euler-Orgel stand: „Ein Werk aus besten Materialien, dass allen Anforderungen unserer Zeit an ein modernes Instrument genügt“. Fast wie eine Prophezeiung liest sich hingegen der Satz: „Was man zu sparen glaubt, wird man bald für Reparaturen ausgeben müssen.“ 1958 wurde das Rückpositiv ergänzt und bereits 1969 erfolgten erste Reparaturen.
40-jähriges Ordinationsjubiläum (Nr. 7 Apr./Feb. 1955)
Am 1. Ostertag, den 10. April 1955, blickte Pfarrer Woldemar Kost auf seine Ordination vor 40 Jahren in der Stadtkirche zu Camburg an der Saale zurück. Die 2.000 Einwohnerstadt gehörte zum Herzogtum Sachsen-Meinigen, für dessen Oberkirchenrat sein Vater die Ordination durchführte. Nach dem Ersten Weltkrieg folgten zunächst Stationen an der Hof- und Garnisonskirche in Meiningen, Steinach und bei der Inneren Mission in Eisenach, sodann der Wechsel der Landeskirche und bis 1955 24 Jahre an der Friedenskirche. 1963 wurde er nach 32 Dienstjahren und Vertretung seiner eigenen Pfarrstelle entgültig in den Ruhestand verabschiedet.
Friedenskirche: Bemalung der Fenster un Beleuchtung (Nr. 10 Sep./Okt. 1955)
Der Kunstmaler Reinhold hatte nach dem „Aufbau der Orgel auf der hinteren Empore“ die „Fenster der bisherigen Orgelempore“ bemalt und damit „freudigen Beifall der Gemeinde“ erhalten. „So tauchte die Frage auf, ob in ähnlicher Weise das große Fenster auf der Südseite bemalt werden könnte.“ Vorbehaltlich der entgültigen Entwürfe sollten dieses Fenster und die beiden seitlichen Ovale das Jesuswort „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ bildlich darstellen.
Seit 1947 wurde die Beleuchtung der Friedenskirche im Kirchenvorstand diskutiert: keine Kronleuchter, blendende Wandbeleuchtung, die alten Kronleuchter als Notlösung an neuer Stelle. Schlussendlich wurden Tieffstrahler installiert, die „auf beiden Seiten des Schiffs von der Decker herabhängen“. Wurden die Fensterbemaltung durch Spenden finanziert, zahlte der Gesamtverband der Evangelischen Gemeinden Kassels die Beleuchtung.
Evangelisches Kirchengesangbuch (Nr. 11 Nov./Dez. 1955)
Zum 1. Januar 1956 wurde in allen Evangelischen Gemeinden Kassels mit dem EKG ein neues Gesangbuch eingeführt, das zwischen 1950 und 1969 in Österreich und beide Teile Deutschlands Einzug hielt. Der Stammteil enthielt 394 Lieder, „im Liederanhang Nr. 401-478 sind einige Lieder in die neue Zeit hinübergerettet, die wir in Hessen nicht missen möchten“. Für 4,85 DM wurde die gemeinsame Ausgabe beider hessischen Landeksirchen im festen Einband angepriesen.
Mehr zu 1. Mai, Augsburger Religionsfriede, Gemeindeausflug und Kirchenchor erfahren Sie in den Gemeindebriefen Nr. 6 bis 11 Jg. 1955. Bisher sind folgende Jahresberichte erschienen:
- 60 Jahre Gemeindebriefe: Die Friedenskirchen-Gemeinde 1954
- 60 Jahre Gemeindebriefe: Die Friedenskirchen-Gemeinde 1955
- 60 Jahre Gemeindebriefe: Die Friedenskirchen-Gemeinde 1956
- 60 Jahre Gemeindebriefe: Die Friedenskirche-Gemeinde 1957
- 60 Jahre Gemeindebriefe: Die Friedenskirche-Gemeinde 1958
- 60 Jahre Gemeindebriefe: Die Friedenskirche-Gemeinde 1959
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