Vor 60 Jahren: Die Friedenskirchen-Gemeinde 1957

Seit 1954 gibt die Friedenskirche Gemeindebriefe heraus. Einmal im Jahr blicken wir 60 Jahre zurück und fassen einen Jahrgang zusammen – heute das Jahr 1957:
Die unter dem Titel «Evang. Kirchengemeinde der Friedenskirche» erschienen Ausgaben Nummer 18 bis 23 sind in Frakturschrift gedruckt und berichten aus einer anderen Zeit: Das Telefon gab es keineswegs in allen Haushalten, die Wohnungsnot war nicht vollständig behoben und bei der Kirchenvorstandswahl vom 11. November ging nur einer von 16 Sitzen an eine Frau. Das Jahr 1957 stand ganz im Zeichen von Baustellen:
Für 35.000 DM werden an der Friedenskirche die Zementplatten der ersten Nachkriegszeit durch ein solides Schieferdach ersetzt und schadhafte Stellen am Außenputz sowie der Kupferbelag der Türme ausgebessert.
Parallel wird hinter der Kirche das Gemeindehaus mit allen „nötigen Räumen, Wohnungen und Nebengelassen“ errichtet. Bisher fanden Frauenkreise, Männerversammlungen, Jugendarbeit, Kirchenchor usw. im Konfirmandenraum der Kirchen (jetzt: Altenstube) statt. Der von Architekt von Wild entwurfene Rohbau war mit 190.000 DM veranschlagt. Der damals für 250 Personen vorgesehene Versammlungsraum im Hochparterre, ist heute nur noch für 150 Personen zugelassen. Im Souterrain wurden „luftige Räume für Jugendarbeit gewonnen“. Am schwierigen Gelände, das nach Norden steil abfällt entstand ein Keller; der Nebenflügel beherbergte Küsterwohnung und Diakoniestation und im 1. Stock entstand eine Pfarrwohnung.
Unter der Überschrift Optische Täuschung findet sich dieser Text:

Nicht einmal allen hiesigen Kasseliten war es bekannt, daß man in der Kirche St. Familia in der Kölnischen Straße, vor ihrer Zerstörung, in den Abendstunden von einer gegenüberliegenden Straßenlaterne aus gesehen, den Eindruck haben konnte, daß über dem Hauptportal des Gotteshauses das Bild des Papstes Pius X angebracht sei. Sogar die goldverbrämte Stola war zu schauen. Eine ähnliche Beobachtung können wir jetzt an unserer Friedenskirche machen. Wert jetzt nach Renovierung unserer Kirche die Elfbuchenstraße abends entlang geht, kann über dem hohen Fenster im Querschiff die Gestalt Dr. Martin Luthers heraustreten sehen.

Mehr zum Epiphaniasfest, Evangelische Woche und Berliner Kirchentag erfahren Sie in den Gemeindebriefen Nr. 18 bis 23 Jg. 1957. Bisher sind folgende Jahresberichte erschienen: