Seit gut zwei Jahren gibt es regelmäßig Begegnungen zwischen der Friedenskirchengemeinde und der DITIB Türkisch Islamischen Gemeinde Mattenberg. Am 9. Februar 2014 war es wieder so weit, die Muslimische Gemeinde besuchte uns.
Zu Beginn führte Pfarrer Matthias Meißner durch die Friedenskirche und erklärte den Gästen das A (wie Altar) und O (wie Orgel) einer christlichen Kirche. Gekommen waren Imam Semih Ögrenc mit rund 20 meist jugendlichen Muslimen und etwa gleich viele Interessierte der Friedenskirchengemeinde.
Im Anschluss an die Kirchenführung wurde die interreligiöse Begegnung im Stadtteilzentrum Vorderer Westen fortgesetzt. An mehreren Tischen unterhielten sich die Gäste und Gastgeber bei einem Imbiss in offener Atmosphäre mit teils sehr persönlichen Fragen und Antworten. Die jungen Muslime interessierten sich besonders für die Wahrnehmung des Islams in Deutschland.
Dino Nolte berichtet: „An meinem Tisch bewegte die Muslime die häufig einseitig negative Darstellung des Islams in Deutschland.“ Der 50-jährige Diakon war beeindruckt von der offenen und vertrauensvollen Gesprächsatmosphäre an diesem Abend. Viele anwesende Gemeindeglieder teilen diesen Eindruck und sind auf das nächste Treffen gespannt. In diesem Frühjahr wird die muslimische Gemeinde ihre im baubefindliche Moschee samt 32 Meter hohem Minarett in der Mattenbergstraße fertigstellen und einweihen. Seit 2008 baut die muslimische Gemeinde an dem rund 1200 Quadratmeter großen Gotteshaus. Bei der Moscheeeröffnung wird auch die Friedenskirche dabei sein. Die gegenseitigen Besuche sind schon fast eine Tradition. Zur Eröffnung des Stadtteilzentrums Vorderer Westen im Oktober 2013 war auch eine Delegation der muslimischen Gemeide gekommen.
Hintergrund:
Die Begegnungen zwischen den beiden Gemeinden organisieren Mahmut Eryilmaz von der muslimischen Gemeinde und Klaus Geiger von der Friedenskirche im Rahmen des Kasseler Runden Tisches der Religionen. Dieser hat sich das Ziel gesetzt, dass Mitglieder verschiedener religiöser Gemeinden sich kennenlernen und gemeinsame Vorhaben entwickeln.
Mahmut Eryilmaz, der Dialogbeauftragte der Muslimischen Gemeinde, dolmetsche für den türkischsprechenden Imam. Die Imame des Bundesverbandes DITIB werden in der Türkei ausgebildet und von der türkischen Religionsbehörde Diyanet für eine begrenzt Dienstzeit entsandt. Dies ist bei der Evangelischen Kirche in Deutschland nicht anders. Wer sich beispielsweise für den Auslandspfarrdienst mit Dienstsitz in Dubai bewirbt, benötigt laut Stellenanzeige auch nur „sehr gute englische Sprachkenntnisse“, obwohl Arabisch die Amtssprache ist. Auch für die ab Juli 2014 zu besetzende Pfarrstelle in Simbabwes Hauptstadt Harare reichen „überdurchschnittlich gute Englischkenntnisse“, obwohl rund 70 Prozent der Bevölkerung Shona spricht.
// lk, Stand: 25. Februar 2014. Mitarbeit: Klaus Geiger und Matthias Meißner. Die Kalligrafie in lateinischer Schrift schenkte die Muslimische Gemeinde der Friedenskirche zum Tag der offenen Türen des Stadtteilzentrums Vorderer Westen im Oktober 2013.