lm Mai dieses Jahres war Dr. Beate Hofmann (55), zu der Zeit Professorin für Diakoniewissenschaft und -management an der kirchlichen Hochschule Bethel, mit großer Mehrheit von der Landessynode auf deren Frühjahrstagung in Hofgeismar zur neuen Bischöfin gewählt worden.
Bedford-Strohm an Hofmann: «Du kommst mit einem frischen Blick»
«Der Tag Deiner Einführung als Bischöfin ist ein großer Tag für Dich. Aber es ist auch ein großer Tag für uns alle.» Mit diesen Worten wandte sich Bedford-Strohm an die einzuführende Bischöfin. Dr. Beate Hofmann bringe vielfältige Erfahrungen aus ihrem bisherigen akademischen und beruflichen Leben mit: als Vikarin und Gemeindepfarrerin in München, aber auch als ausgewiesene Fachfrau für diakonische Fragen. Zuletzt habe Hofmann als Direktorin des Instituts für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement der kirchlichen Hochschule in Bethel gewirkt. Der Ratsvorsitzende zeigte sich davon überzeugt, dass Hofmann alle diese Erfahrungen im Amt als Bischöfin zugutekommen werden: «Du kommst mit einem frischen Blick auf kirchliche Strukturen, Themen und Prozesse ins bischöfliche Amt.» Die Aufgaben seien vielfältig, aber sie werde sich diesen mit «Engagement und Leidenschaft» widmen: «den Reformprozess begleiten, die verschiedenen Berufsgruppen in der Kirche und die Gemeinden stärken, das Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt fördern und das Miteinander von Diakonie und Kirche weiterentwickeln, die wunderbare Botschaft des Evangeliums in der Begegnung mit Menschen selbst ausstrahlen.» Hofmann habe sich viel vorgenommen, aber Bedford-Strohm äußerte sich zuversichtlich: «Dir wird die Kraft dazu auch geschenkt werden.»
Bedford-Strohm an Hein: «Du hinterlässt so viele Segensspuren»
Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, blickte zum Abschied von Bischof Hein mit «hohem Respekt und großer Hochachtung» auf dessen 19jähriges Wirken im Bischofsamt zurück. Hein habe das Amt als Pfarrer, als «kluger und scharfsinniger Theologe» und als «Mann der Ökumene» bekleidet. Bedford-Strohm betonte, dass Hein um «überzeugende Worte» als Bischof nie verlegen gewesen sei; gleichzeitig habe er eine große Nähe zu den Menschen gezeigt, die Zuspruch brauchten: «Deshalb sah man Dich als Bischof dort, wo klare Worte, wo politisches Engagement notwendig waren, ebenso wie dort, wo Menschen Worte suchten für ihre Fassungslosigkeit und ihr Entsetzen.»
Ein weiterer Schwerpunkt Heins sei die Verbindung von Kirchenleitung und Theologie gewesen. Dankbar sagte der Ratsvorsitzende: «In der EKD haben wir von Dir als klugem und scharfsinnigem Theologen so viel profitiert.» Er erinnerte u. a. an Heins Tätigkeit in der Kammer für Theologie der EKD, seine Funktion als Leiter des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen und seine Mitgliedschaft im Deutschen Ethikrat.
Auch die weltweite Ökumene sei für den scheidenden Bischof immer eine Herzensangelegenheit gewesen: «Die Weite des Christentums, die weltweite Verbindung im Glauben über die Grenzen von Sprachen und Kulturen hinweg, hat Dich stets fasziniert und begeistert.» So habe er sich über viele Jahre für den ÖRK, den Weltkirchenrat, engagiert.
Heinrich Bedford-Strohm zog als Bilanz nach Heins 19jähriger Amtszeit: «Du hinterlässt nun, da Du Dein Amt weitergibst, so viele Segensspuren. Dafür danke ich Gott. Und ich danke Dir für all das, was du uns als Kirche geschenkt hast.»
Hofmann: «Gnade, Glaube, Gemeinschaft» bieten Halt in unsicheren Zeiten
In ihrer ersten Predigt als Bischöfin fragte Hofmann mit Blick auf die aktuelle Situation in Politik und Gesellschaft: «Was gibt Halt und Sicherheit in solchen Zeiten? Woran orientiere ich mich, wenn alles ins Wanken gerät?» Der Predigttext aus dem 1. Petrusbrief gebe dazu eine Antwort. Er richte sich an Menschen, die in Zeiten der Verunsicherung lebten und sage ihnen, woran Christinnen und Christen festhalten könnten: an der Gnade Gottes, am Glauben und an der Gemeinschaft. Gottes Gnade sei das Fundament. Er sage «Ja» zu den Menschen, nehme jeden Einzelnen an ohne Wenn und Aber: «Gott schenkt mir eine Identität. Das gibt mir Würde und Schönheit.» Infolgedessen müssten sich Menschen nicht ständig beweisen und zeigen, wie wertvoll sie seien. Allerdings werde an diesem Fundament gerüttelt; einige erlägen der Versuchung, zu einfache Antworten zu geben, obwohl die Verhältnisse kompliziert seien; einige glaubten, sie seien etwas Besseres, weil sie zufällig in Deutschland geboren seien. Doch Hofmann machte deutlich: «Es gehört zu den Grundüberzeugungen der Kirche, dass hier keine Rolle spielt, wo jemand herkommt, welchen Pass er oder sie hat, welche Ausbildung oder welchen Kontostand.» Für diese Haltung gelte es heute einzustehen: «mutig, nüchtern, wachsam»; das bedeute: «Nehmt wahr, was in der Welt los ist, und reflektiert das im Licht des Evangeliums.» Dann könne man gemeinsam Wege suchen, wie Christinnen und Christen heute die frohe Botschaft von der Gnade Gottes glaubwürdig bezeugen könnten.
Gott sorge für seine Menschen, indem er sie in eine Gemeinschaft stelle. Der Predigttext verweise ausdrücklich auf die weltweite Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern. Hofmann beschrieb diese Gemeinschaft als ein Netzwerk der gegenseitigen Unterstützung und der vielfältigen Ideen, wie Glaube gelebt werden könne: «Das ist ein Schatz und es gilt, diese Vielfalt zu nutzen.» Der Gemeinschaftsgedanke gelte auch in jeder Kirchengemeinde: «Christliche Gemeinschaft, das ist für mich ein Sorgenetz, auch vor Ort.» So könne Kirche als Sorgenetz ein Ort sein, wo man mit anderen ins Gespräch kommen könne und wo jeder erleben könne, dass man ihm gut zuhöre; oder ganz konkret: «Kirche als Sorgenetz, da kann ich vielleicht mit anderen, die auch nicht allein sein wollen, Mittag essen oder eine Aufgabe finden, in der ich meine Gaben sinnvoll einsetzen kann». So werde Kirche Teil eines Netzes, das Halt gebe, gerade da, wo die Sorgenetze dünner würden und die Verunsicherung steige.
Zum Schluss ihrer Predigt richtete die neue Bischöfin an alle den Appell: «Und so lasst uns miteinander daran arbeiten, hier in Kassel, in Hanau oder Schmalkalden, in Fulda oder Marburg, im Werra Meißner Kreis, der Rhön, der Schwalm wie im Waldecker Uppland, dass Kirche als Ort erlebt wird, an dem wir Netze der Sorge und Stärkung knüpfen. Als Ort, wo wir miteinander und mit Gott reden und uns zuhören, wo wir uns ermutigen und stärken im Glauben und erinnern an das, was Halt und Identität in Zeiten der Verunsicherung gibt: Gnade, Glaube, Gemeinschaft.»
Mitwirkende im Gottesdienst
Im Gottesdienst wirkten weiterhin mit: Bischof Dr. Michael Gerber, Fulda, Kirchenpräsident Dr. Volker Jung, Darmstadt, Präses Dr. h. c. Annette Kurschus, Bielefeld, Diakonin Kathrin Sundermeier, Bielefeld, Erzbischof Urmas Viilma, Estland, Bischof Job Molwane Ubane, Südafrika, Bischof Ravikumar Niranjan, Indien, Erzpriester Radu Constantin Miron, Köln, Präses Dr. Thomas Dittmann, Pröpstin Sabine Kropf-Brandau, Bad Hersfeld, Landeskirchenrätin Dr. Anne Ruth-Wellert, Pfarrer Dr. Willi Temme, Kassel, Susanne Hensel, Habichtswald, Lara Trümper, Kirchheim.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch die Kantorei St. Martin, durch das Blechbläserensemble Kassel Brass, durch Werner Kiefer, Saxophon und durch Olaf Pyras (Klangsteine). Verantwortlich für die musikalische Gesamtleitung waren Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum und Kirchenmusikdirektor Eckhard Manz.
Grußworte am Ende
Nach dem Gottesdienst hielten Ministerpräsident Volker Bouffier für das Land Hessen, Ministerpräsident Bodo Ramelow für den Freistaat Thüringen, Kirchenpräsident Dr. Volker Jung für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Bischof Dr. Michael Gerber für das Bistum Fulda sowie Präses Dr. Thomas Dittmann für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ein Grußwort. (medio/30.09.3019)