3,6 Millionen digitalisierte Seiten im Kirchenbuchportal
Kassel (epd). Die rund 10.000 Kirchenbücher der Gemeinden der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) sind in wenigen Wochen komplett online einsehbar. Dann könnten Ahnenforscher und andere Interessenten bequem von zu Hause aus in dem deutschlandweiten Kirchenbuchportal «Archion» rund 3,6 Millionen digitalisierte Seiten durchstöbern, sagte Bettina Wischhöfer, Leiterin der landeskirchlichen Archives, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der insgesamt zehn Jahre dauernde Digitalisierungsprozess habe rund 250.000 Euro gekostet.
Die digitale Sammlung der Kirchenbücher der EKKW ist so gut wie vollständig. Bis auf wenige Ausnahmen hätten alle Gemeinden ihre Bücher für die Digitalisierung zur Verfügung gestellt, erklärte Wischhöfer. Das älteste Buch, das die Jahre 1559 bis 1703 umfasst, ist das «Fambacher Kirchenbuch». Es zeichnet sich dadurch aus, dass sich in ihm auch Berichte über Seuchen, Krankheiten und das Wetter der damaligen Zeit finden.
Allerdings können aus Gründen des Datenschutzes nicht die neuesten Personendaten abgefragt werden, dies ist laut Wischhöfer erst 30 Jahre nach dem Tod des Betroffenen möglich. In dem Internetportal kann auch nicht nach einzelnen Namen recherchiert werden, da die Bücher nur eingescannt sind und eine Namenssuche somit nicht wie etwa bei einer Suchmaschine funktioniert.
EKD-weit gehört die EKKW neben den Landeskirchen der Pfalz, Westfalens und Lippe zu denen, die die Digitalisierung ihrer Kirchenbücher nun abgeschlossen haben. Die anderen Landeskirchen seien hier unterschiedlich weit, erklärte Wischhöfer. Ging man zu Beginn der Aktion EKD-weit noch von rund 200.000 Kirchenbüchern aus, so wurde die Zahl mittlerweile auf 300.000 nach oben korrigiert. Insgesamt sind auf dem Portal Archion bereits jetzt 33 Millionen digitalisierte Kirchenbuchseiten zu finden, die 280 Terabyte Speicherplatz belegen.
Kostenlos ist der Service des Portals übrigens nicht, es gibt verschiedene Preismodelle. Im Gegenzug fallen für die Interessenten aber auch keine Fahrtkosten mehr an, die bei Besuchen in landeskirchlichen Archiven oft fällig werden, betonte Wischhöfer. Im Lesesaal des landeskirchlichen Archives sei es jedenfalls schon spürbar ruhiger geworden. Mit derzeit über 5.000 Nutzern pro Monat nehme Archion genug ein, um einen Kredit zurückzuzahlen, der für die aufwendige Einrichtung nötig war. (10.06.2020)
Foto: medio.tv/schauderna