Mein liebstes Weihnachtslied: Entwaffnende Schönheit

Zunächst einmal: wie schön ist es, dass es ein so ruhiges Lied wie „Ich steh an deiner Krippen hier“ im weihnachtlichen Trubel gibt. Darüber freue ich mich alljährlich. Es ist ein Lied von entwaffnender Schönheit – eine stille intime Liebeserklärung.

Uwe Maibaum, EKKW-Landeskirchen-musikdirektor

Jeder, der je vor einer Krippe mit einem Neugeborenen stand – und ich tat das bei meinen vier eigenen Kindern – kennt die unfassbare Nähe, die man dabei zu diesem unbekannten und rätselhaften Wesen hat – einfach so. Welch großartige Parallele wird mit EG 37 geschaffen. Ich stehe an der Krippe vor
einem Kind, dessen Wesen, Leben und Wirken mir ein Rätsel sind.
Das Christentum ist eine Religion der Bilder. Sie werden erzählt (oft auch erklärt), gemalt, durch Klänge vermittelt. Sie entstehen in uns und wirken mit und durch uns. Diese Bilder helfen bei der Orientierung. Sanftmut, Bescheidenheit, Liebe, Mitgefühl, Großzügigkeit und Güte,  Dankbarkeit und Geborgenheit – das sind nur einige Werte, die in dem alten Choral mitschwingen. Und so stehe ich beim weihnachtlichen Singen mitten in diesem Bild direkt an der Krippe und bin dem, der mir häufig so abstrakt und konstruiert erscheint, ganz nah.
Wie schön ist es, dass ich dabei dem Neugeborenen etwas zu verschenken habe – dass ich das darf: „Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dir’s wohlgefallen“. Und dann singe oder orgele ich, so schön ich kann und das ist mein Geschenk.
Wie schön ist es, dass ich dabei dem Neugeborenen etwas zu verschenken habe – dass ich das darf: „Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dir’s wohlgefallen“. Und dann singe oder orgele ich, so schön ich kann und das ist mein Geschenk.
Eine kleine persönliche Geschichte: Früher war ich im Hauptberuf Fagottist und durfte bei einer CD-Aufnahme das Weihnachtsoratoriums mitspielen. Nach dem letzten Aufnahmestück – es war „Ich steh an deiner Krippen hier“ – legte ich, durchaus berührt, mein Fagott in seinen Kasten und spielte es nicht mehr. Seitdem bin ich glücklich Kantor.
Landeskirchenmusikdirektor
Uwe Maibaum