Solidarität in Zeiten von zunehmenden Antisemitismus:
Kassel (medio) – Am 14. Mai 2018, dem Tag der Staatsgründung Israels, besuchte eine Delegation des Rates der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gemeinsam mit den Kasseler Dekanen die Jüdische Gemeinde in Kassel.
Bischof Prof. Dr. Martin Hein erläuterte, der Besuch sei ein Ausdruck der Solidarität in Zeiten von zunehmendem Antisemitismus: «Es ist immer noch nicht selbstverständlich, dass jüdische Bürgerinnen und Bürger hier leben können. Das ist eine bedrückende Tatsache.» Es gelte, die Beziehung zwischen den Religionen im gegenseitigen Respekt vor den Traditionen des anderen zu gestalten, und zugleich im Bewusstsein dessen, was verbindet, so Hein laut einer Mitteilung der Landeskirche. Der Bischof äußerte den Wunsch, dass die Beziehungen zwischen den Jüdischen Gemeinden und den evangelischen Kirchengemeinden noch enger werden sollten, insbesondere unter den jungen Menschen. Für Christen in Deutschland stehe die Existenz Israels in keiner Weise zur Disposition, sagte Hein angesichts des Jahrestages der Staatsgründung. «Wir Christen stellen uns an ihre Seite und wir distanzieren uns explizit von allen Formen des Antisemitismus», sagte Hein.
Ilana Katz, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Kassel, wünschte sich Unterstützung, Solidarität und ehrliche, offene Gespräche. In einem persönlichen Rückblick auf ihre bisherige Zeit in Kassel stellte sie fest, dass in diesen Tagen erstmals jüdische Migranten Zweifel äußerten, ob ihre Einwanderung nach Deutschland richtig gewesen sei. Neben dem seit langem bekannten rechten und linken Antisemitismus komme mittlerweile ein muslimischer Antisemitismus hinzu. Problematisch und beängstigend sei zudem der latente, schweigende Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft, der auch in den Schulen um sich greife. Die Informationsstelle Antisemitismus Kassel dokumentiere zahlreiche Erfahrungen von Betroffenen in Nordhessen. Katz äußerte die Hoffnung: «Ich wünsche mir, dass das heutige Gespräch ein Fundament für eine künftige, gemeinsame Arbeit gegen aktuellen Antisemitismus sein kann.» (16.05.2018)
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