Friedenskirche persönlich: Juergen Bonn

Unter seinen Lektoratskollegen beim Bärenreiter-Verlag gilt er als total orgelverrückt. Für Juergen Bonn ist es hingegen normal, jeden Tag mindestens zwei Stunden entweder an der Orgel oder am Klavier zu üben. Darunter sei sein erreichtes Niveau nicht zu halten. Der 65-Jährige ist der Meinung: „Anspruchsvolle Orgelmusik ist nichts anderes als Extremsport.“ Die Feinmotorik benötige eben viel Pflege.
Seit 1989 ist der Vollblutmusiker Kantor an der Friedenskirche und war maßgeblich am Bau der großen Bosch-Orgel 1991/1992 beteiligt. Ihr gegenüber verspürt er eine große Verantwortung. Um dem aus der nordhessischen Orgellandschaft herausragenden Instrument gerecht zu werden, präsentiert Juergen Bonn seit mittlerweile 10 Jahren alle 14 Tage donnerstags in der Orgelmusik zum Abendläuten die Bandbreite seines Repertoires. Diese kleinen Orgelkonzerte stellen Juergen Bonn immer wieder vor die Herausforderung, einen sinnvollen Zusammenhang zwischen dem Stil der Musikstücke und dem Standpunkt im Kirchenjahr herzustellen. Auch macht er sich viel Mühe, um das Programm zu erstellen, es technisch einzuüben, künstlerisch zu interpretieren und die Registrierung festzulegen. Anders als bei der kirchenmusikalischen Ausgestaltung der Gottesdienste sucht Juergen Bonn dafür auch längere und komplexere Werke aus. Hier kann sich der studierte Musikwissenschaflter und examinierte Kirchenmusiker künstlerisch ausloten und auch mal „richtig Gas geben“.
In den sonntäglichen Gottesdiensten liegt Juergen Bonn die liturgische Vielfalt am Herzen, die es klanglich auszugestalten gilt. Viel Fingerspitzengefühl benötigt er dabei für die Begleitung des Gemeindegesangs. „Das ist immer auch soziale Arbeit“, beschreibt der Routinier die Gratwanderung zwischen dem klanglichen Zuviel und Zuwenig. Für jede Strophe eines Liedes überlegt er sich unterschiedliche Gestaltungsvarianten.
Die Königin der Instrumente hatte es dem gebürtigen Kasseler, den es zum Studium und zu ersten beruflichen Schritten nach Detmold, Köln, Hamburg und Lübeck gezogen hat, bereits als 16-Jähriger angetan. Durch die Musik von Max Reger ist er zur Orgelmusik gekommen: „Seine Expressivität hat mich überrannt!“ Ein weiterer Lieblingskomponist ist César Franck. Auf seiner Wunschliste für die Zukunft steht ein Gesprächskonzert, bei dem man das Publikum durch Vorträge zum gespielten Werk vorbereitet. Auch wenn das eine Menge Arbeit bedeuten würde. Konkretere Pläne gibt es dageben schon für ein Konzert zum 25-jährigen Jubiläum der Bosch-Orgel im Jahr 2017. „Da werde ich wohl Hunderte von Stunden reinstecken, aber das Instrument motiviert mich dazu.“
// Britta Gutsch | In lockerer Reihenfolge porträtiert Britta Gutsch unsere Gemeindeglieder.