Jahreslosung 2020: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

Gedanken der Künstlerin Kathi Seemann zu ihrem Motiv zur Jahreslosung 2020

Gestaltung der Jahreslosung von Kathi Seemann

«Ich glaube, hilf meinem Unglauben!» (Mk 9,24) ist der Ausruf des Vaters eines kranken Kindes, der den Glauben an Besserung verloren hat.
Vertrauen und Hoffnung vieler Menschen sind gebrochen durch den Zweifel und die Angst vor Veränderung. Was kann ich glauben, was bezweifle ich? Welche Dinge wären möglich, wenn man nur dran glaubt? Sei es nur mein eigenes Handeln und Umdenken im Konsumverhalten, als Antwort auf den Klimawandel, oder meine Solidarität und soziales Engagement als Antwort auf das Sterben im Mittelmeer. Unsere Gesellschaft als das kranke Kind.
Im Motiv zur Jahreslosung 2020 wird der schmale Grat zwischen Glauben und Unglauben – die Vielschichtigkeit von Trug und Wahrheit – zum Thema. Es zeigt ein fotografisches Stillleben aus Symbolen, die im Kontext aktuell-politischer Diskurse stehen. Die vielschichtige Inszenierung aus Objekten, Abbildungen und Studio Hintergründen stellt deren Glaubwürdigkeit in Frage. Bilder und Nachrichten die teils unglaublich, aber wahr sind; alltägliche Konsumprodukte, deren Notwendigkeit zweifelhaft sind.
In dieser Flut an Oberflächen und Symbolen verschwindet kopfüber ein menschlicher Körper, der in einer Rettungsweste steckt. Er steht – im Zweifel und im Glauben – stellvertretend für jede Betrachterin und jeden Betrachter.‘
Mit der Herangehensweise über politisch- und gesellschafts-relevante Themen, will die Künstlerin die Jahreslosung nicht nur für Kirchengemeinde-Mitglieder, sondern auch für ein breites und generationsübergreifendes Publikum zugänglich machen. Ihr Ziel ist es, einen Anstoß für Diskurs, Reflektion und Rückbesinnung zu geben.
Zur Person: Kathi Seemann wurde 1989 in Mannheim geboren und studierte Visuelle Kommunikation und Fotografie in Kassel und Valencia.

Die Heilung eines besessenen Knaben

Aus dem Evangelium nach Markus (Mk 9, 14-29)
«Und sie kamen zu den Jüngern und sahen eine große Menge um sie herum und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Und sobald die Menge ihn sah, entsetzten sich alle, liefen herbei und grüßten ihn. Und er fragte sie: Was streitet ihr mit ihnen? Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn zu Boden; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten’s nicht. Er antwortete ihnen aber und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!
Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn hin und her. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund. Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist’s, dass ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf. Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.
Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!
Als nun Jesus sah, dass die Menge zusammenlief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein! Da schrie er und riss ihn heftig hin und her und fuhr aus. Und er lag da wie tot, sodass alle sagten: Er ist tot. Jesus aber ergriff seine Hand und richtete ihn auf, und er stand auf. Und als er ins Haus kam, fragten ihn seine Jünger für sich allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten.»
(c) Deutsche Bibelgesellschaft, Lutherbibel 2017
https://www.die-bibel.de/bibelstelle/Mk9,14-29/LUT17/