Gottesdienst auf Rumänisch

Kurze Zeit nach dem 9-Uhr-Gottesdienst am Palmsonntag hat sich der Innenraum der Apostelkapelle verwandelt. Der Altar (rechts im Bild noch etwas leer) ist reichhaltig bestückt, drei Ikonen zieren den Altarraum. Die kleine Marcussen-Orgel wird beim rumänisch-orthodoxen Gottesdienst stumm bleiben, ein dreiköpfiger Chor singt die Liturgie. Zu Beginn wird ein Hymnus im Stehen intoniert.
Mit diesem ersten Gottesdienst in Kassel gründet sich eine neue Gemeinde. Bisher mussten die rumänisch-orthodoxen Gläubigen zum nächsten Gottesdienst weit reisen: In Gießen, Hannover, Dresden und Dormund befinden sich die nächsten Gemeinden. Angesichts der weiten Anfahrtswege ist es nicht verwunderlich, dass einige Gottesdienstbesucher erst eintreffen, als die Liturgie schon im Gang ist. Am Eingang knien Frauen und beten für ihre neugeborenen Kinder, im hinteren Bereich können Kerzen entzündet werden. Auf Zetteln übergeben die rund 50 bis 60 Gläubigen Gebetswünsche an den Priester, Dr. Ovidiu Ioan.
Im Vorgespräch hatte der 36-Jährige erzählt, dass zum 31.12.2013 569 rumänische Staatsbürger im Stadtgebiet gemeldet waren. Die Kommunikation in der Diaspora laufe über die Internet- und Facebookseiten der rumänisch-orthodoxe Gemeinde „Verkündigung Christi“, da direkte Berührungspunkte rar sind. Der promovierte Theologe habilitiert aktuell im 90 Kilometer entfernten Marburg.
Auf den ersten Blick ist die überwiegend auf Rumänisch gehaltende Liturgie protestantischen Kirchgängern fremd. Aber ein zweisprachiges Buch hilft beim Überwinden der sprachlichen Barriere. Schnell erschließt sich nicht nur die Bedeutung des „Amin“ sondern auch der immer wiederkehrende Gesang „Doamne miluieste“ – „Herr, erbarme Dich.“ Und plötzlich sind die liturgischen Elemente bekannt: Evangelienlesung, Fürbitten, Glaubensbekenntnis und am Ende das Abendmahl.
Nach fast zwei Stunden endet der Gottesdienst mit einer Ansprache anlässlich der Gemeindegründung. Die Gläubigen erhalten eine Ikonenkarte, einen Zweig und Antidoron. Diese Ersatzgabe (griech. Antidoron) ist gesegnetes Brot in kleinen Stücken. Es ist nicht der sakramentale Leib Christi und darum nicht allein den zur Kommunion zugelassenen orthodoxen Gläubigen vorbehalten. Daher durfte auch der Autor dieses Textes einen kleinen Beutel mit nach Hause nehmen.
Weitere Informationen zur rumänisch-orthodoxen Gemeinde und den Gottesdiensten finden Sie auf der Facebook– und InternetseiteInformationen zur hauptberuflichen Tätigkeit des Priesters Dr. Ioan stellt die Universität Marburg bereit. Eine detaillerte Beschreibung der Apostelkapelle wird aktuell erarbeitet.
// lk, 20. April 2014